Themen­zentrierte Interaktion 


"Zu wissen, dass wir zählen mit unserem Leben mit unserem Lieben
gegen die Kälte für mich, für Dich, für unsere Welt"
(Ruth Cohn)




Im Jahre 2012 wäre Ruth Cohn 100 Jahre alt geworden. Was Sie uns hinterlassen hat, ist die "Themenzentrierte Interaktion" (TZI), ein "ein professionelles Handlungskonzept, das auf effektives Lernen und Arbeiten abzielt - in allen Situationen und Handlungsfeldern, in denen es auf Kommunikation entscheidend ankommt."
(Quelle: www.ruth-cohn-institute.com)

TZI wird inzwischen in den unterschiedlichsten Feldern eingesetzt. Neben den "klassischen" Bereichen, wie der Arbeit mit Gruppen und Teams und der Lehre und Didaktik, findet die TZI zunehmend Eingang in Supervision und Coaching, Führungskräfteentwicklung und auch Organisationsberatung.


 

Ruth Cohn, als Jüdin aus Deutschland emigriert, wollte ein Lernen und Arbeiten fördern, das den Menschen in seiner Ganzheit berücksichtigt und eine Balance findet zwischen Denken und Gefühl, Geist und Körper, Handeln und Reflektieren. Ursprünglich Psychoanalytikerin, gilt sie heute als eine der zentralen Gründerfiguren der Humanistischen Psychologie.

TZI beruht im Besonderen auf anthropologischen Grundannahmen, welche Ruth Cohn in drei Axiomen formuliert hat und die auch ethische Richtlinien für das eigene Urteilen und Handeln beinhalten. Gleichzeitig orientiert sich die TZI in der konkreten Arbeit an zwei Postulaten:

  1. Sei deine eigene Chairperson!
  2. Störungen nehmen sich Vorrang.



Diese Postulate sind nicht nur methodische Anweisungen in konkreten Situationen, sondern verweisen auf einen lebenslangen Entwicklungsweg, wenn es darum geht, Verantwortung einzuüben. TZI will die Selbständigkeit stärken, lebendiges Lernen ermöglichen, die Kompetenzen zum Leiten und Führen verbessern und zugleich dabei helfen, Rahmenbedingungen und Realitäten nicht aus den Augen zu verlieren. TZI hat sich nicht nur in der Leitung von Gruppen bewährt, sondern auch in der Moderation, in der Entwicklung von Teams und Organisationen und bei "größeren" Aufgaben wie Kongressen oder anderen Veranstaltungen.

TZI ist ressourcenorientiert, aber kein "Kuschelkurs". Neben den persönlichen Befindlichkeiten der Beteiligten haben die gemeinsame Aufgabe und die Rahmenbedingungen, der "Globe", ein ebenso starkes Gewicht. Dies wird besonders in dem sog. "TZI-Dreieck" oder "Vier-Faktoren-Modell" deutlich:


 




Die Arbeit in Gruppen und Teams pendelt ständig im Spannungsfeld dieser vier Faktoren. Ein TZI geschulter Leiter versucht hier, eine dynamische Balance aufrecht zu erhalten, so dass alle Faktoren einbezogen werden und zu ihrem Recht kommen.

Die Themenzentrierte Interaktion ist eine zentrale Säule meiner Haltung als Berater und für meine Arbeit mit Menschen. Nicht nur in der Kommunikation mit Gruppen und Teams, sondern auch bei der Diagnose von Problemstellungen und dem Erfassen von "Organisationswirklichkeiten" greife ich immer wieder auf das TZI-Modell zurück. Auch meine Studierenden unterrichte ich in TZI und unterstütze sie dabei, die Arbeit mit TZI in verschiedenen Arbeitsfeldern zu entdecken. Und nicht zuletzt fordert mich die TZI auch selbst heraus, mein Tun immer wieder zu reflektieren und zu hinterfragen und die eigene Entwicklung nicht als abgeschlossen anzusehen.

Zur Homepage des Ruth Cohn Institute for TCI - international gelangen Sie hier!


Interessante Literatur:

  • Cohn, R. C. (2000): Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion. Von der Behandlung einzelner zu einer Pädagogik für alle. (14. Aufl.). Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Hahn, K. u.a. (Hg.) (1997): Themenzentrierte Supervision. (Aspekte Themenzentrierter Interaktion.) Mainz: Matthias Grünewald.
  • Langmaack, B. (2001): Einführung in die Themenzentrierte Interaktion. Leben rund ums Dreieck. Weinheim und Basel: Beltz.
  • Löhmer, C. und Standhardt, R. (Hg.) (1995): TZI. Pädagogisch-therapeutische Gruppenarbeit nach Ruth C. Cohn. (3., erweiterte Aufl.). Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Lotz, W. und Wagner, C. (Hg.) (2007): Themenzentrierte Interaktion in der Beratung und in therapeutischen Prozessen. Ostfildern: Matthias Grünewald.
  • Schneider-Landolf, M. u.a. (Hg.) (2009): Handbuch Themenzentrierte Interaktion (TZI). Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
 
 
 
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